Eigentlich wäre ich viel lieber in den 10 Tagen, die ich in Barnaul herum gehangen habe, die 500 Kilometer bis Kemerowo auf Nebenstraßen geradelt. Der Sommer ist kurz in Sibirien. Es herrscht ein ausgeprägtes Kontinentalklima und ab Ende August wird es bereits etwas kühl und frisch. Einige Wetter Kapriolen Sibiriens konnte ich bereits in Barnaul erleben. Den einen Tag waren es 28° C und den nächsten 14° C. Ich machte mich also auf zum Bahnhof und nahm den nächsten Zug nach Nowosibirsk. Das Fahrrad konnte vor der geschlossenen Waggontüre stehen und in 5 Stunden war ich da.
Angekommen schob ich mein Rad samt Gepäck in den super großen Bahnhof. Allerdings gab es Ärger mit dem Personal und die Fahrkartenschalter waren eine Etage höher, Aufzug gibt es keinen. Kurz entschlossen stellte ich mein Rad in den Aufenthaltsraum der Gepäckwagenfahrer ab, die mit ihren „Wägelchen“ das Gepäck der Leute zum Taxi transportieren. Sie waren zuerst überrascht, dann neugierig und zu guter Letzt lachten sie und meinten ich sollte mich beeilen. Am Fahrkartenschalter habe ich das erste Mal eine sehr nette Mitarbeiterin der russischen Bahn erlebt, die sich echt Mühe gab, mir mit ein paar Brocken Englisch das Ticket zu erklären.
In ganz Sibirien ist die Chance auf Deutsch bzw. Englisch sprechende Angestellte in Läden, Bahnhöfen oder Hotels zu treffen sehr gering. Ausserdem sind die meisten Angestellten nicht sehr hilfsbereit bzw. offen fremdenfeindlich. Zeigt man im Laden auf ein Produkt wird man sehr oft ignoriert und man bekommt immer eine Nachfrage auf Russisch. Kann man diese nicht beantworten, wird man oft nicht weiter bedient. Hat man keinerlei Russischkenntnisse hilft nur Hartnäckigkeit, mit Zettel, Stift und Wörterbuch sein Anliegen zu erklären und durchzusetzen.
Zurück bei den Gepäckwagenfahrern hatte ich zwei kurzweilige Stunden Aufenthalt. Einer konnte ein wenig Deutsch und wollte alles von mir wissen: woher, wohin, wie alt, Arbeit, Kinder und Mann? Er schwärmte vor seinen Kollegen von deutschen Frauen. Ich nahm derweil mein Rad auseinander und verpackte es wieder in Tüten für den Zug. Zum Schluss kam alles auf den Gepäckwagen, Alexej zog es stolz zu meinem Waggon Nr. 13, meldete mich bei der Wagenschaffnerin an und trug alles hinein. Ich entlohnte ihn und belohnte ihn noch zusätzlich mit einem dicken Kuss. Er schwebte dahin, da hatte ich wohl jemanden glücklich gemacht 😉
In Krasnojarsk angekommen hatte ich ein Problem, das Hotel der Kette „Kolos“ (was Ähre auf Deutsch heißt) zu finden. Roman sprach mich an, ob er mir helfen kann und führte mich zum gewünschten Hotel. Beim einchecken ins Hotel half er bei der Übersetzung und hat sich über das wenige Entgegenkommen der Dame gegenüber Touristen „fremd“ geschämt. Roman ist 34 Jahre, arbeitsloser Geschichtslehrer und spricht gut Englisch und Deutsch. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag zum Stadtbummel.
Sehr pünktlich zur Verabredung holte er mich ab. Roman ist ein leicht füßiger Schnellläufer. Blitz schnell waren wir auf einem Berg mit Blick auf die Stadt und wieder unten die Lenina Ulitsa rauf und runter bis zum Fluss Jenissei. Dann fing es leider an sintflutartig zu gewittern und regnen, so dass wir ins nächst beste Restaurant flüchten mussten. Er bedauerte, dass er mir nicht so viel zeigen konnte, wegen des schlechten Wetters und der Zeit. Aber ich fand den Tag wunderschön, so dass ich beschloss einen Tag länger zu bleiben, um mir noch mehr in Ruhe anschauen zu können.
Ahoi Heike!
Seit Deinem Altai-Trip ist ja viel passiert – Ausweisung aus Deutschland, Wiedereingliederung, Weite Sibiriens und ZUG-fahren mit Alkoholschmugglern…….!
Wie steht es mit dem Russisch…?
Benötigst Du noch weitere Tipps in Richtung Irkutsk und des Nordufers des Baikals mit den tiefen Karsthöhlen direkt am Ufer…?
Hier in Dresden wechselt das Wetter zwischen Regen und Sonne…! Am Montag spielt Dynamo gegen Schalke im Pokal…
Gruß Andreas und Kristina
Hallo Kristina,
Hallo Andreas,
danke für die vielen tollen Tipps zum Baikalsee. Heute geht es los von Irkutsk in Richtung Insel Olchon. Ich rechne mit 6 Tagen für diese 300 Kilometer, weil es bergig wird und zuletzt wenig asphaltiert ist. Ich möchte ja reisen und nicht rasen. Der Weg ist das Ziel.
Die Organisation Baikalplan kenne ich schon 😉 Eine Kollegin von mir war mit dieser am Baikalsee und hat an einem Stück des Wanderweges mitgewirkt. Das Hostel „Baikal“ in dem ich jetzt drei Nächte war, wurde 2003 von Baikalplan ins Leben gerufen.
Super Info über „The Great Baikal Trail“ gibt es auf dieser Internetseite. Mal sehn vielleicht gehe ich ja ein Stück davon oder es wird ein zukünftiges Reiseziel?
http://www.greatbaikaltrail.org/de
Viele liebe Grüße
Heike
Liebe Heike:
Mittlerweile waren die Helden von Dynamo (Dresden) gegen Schalke 2:1 erfolgreich! Was ne Stimmung im Stadion!!
Das nur nebenher, als Ergänzung zu Andreas´s Kommentar (Kristina wird das zum Fußballspiel wohl eher nicht geschrieben haben), ich will viel eher folgendes wissen:
Nach deinen ersten 40 Radkilometern in Sibirien bin ich gespannt, wie es dir auf den Pisten dort ergeht…wünsche immer ne handbreit Abstand zu allen Gefahren, denn heute las ich einen Artikel bei spiegel.de, in dem über die verrückte Radreise eines Ösis durch Russland von Ost nach West-10.000 km in 21 Tagen-berichtet wird. Unter den dort beschriebenen Bedingungen mit viel Begleitschutz ist es nur erstaunlich, was du alles meisterst.
Beste Grüße aus Moritzburg
PS:Will dir nicht die Stimmung versauen, du musst das nicht Lesen, hinterlasse aber für Interessierte den Link:
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/wolfgang-fasching-oesterreicher-radelt-in-21-tagen-durch-russland-a-987196.html
Hallo lieber Norbert,
also ich kann dich beruhigen: ICH MUSS MIR NICHTS MEHR BEWEISEN! Wie dieser Österreicher. Ich möchte REISEN & nicht RASEN und vor allem Land und Leute kennen lernen. Das Fahrrad dient mir zum Zweck vorwärts zu kommen und um nicht alles tragen zu müssen. Ich möchte einen gesunden Mix aus: Rad fahren & Wandertouren & Reisen (Zug, Fähre, Flieger).
In einem gebe ich ihm aber Recht: Russland ist kein Fahrradland!
Und diese Transitstrecke von Moskau nach Vladiwostock fahre ich sowieso nicht, sondern nehme dafür den Zug. Ich glaub ich werde zum Eisenbahn-Junkie 😉
Das es besser wird mit dem Rad in Sibirien zu reisen, daran arbeitet schon Baikalplan:
http://www.baikalplan.de/de/projekte/radwege-netz/
Weil ich so ein „Weichei“ bin, wurde wahrscheinlich auch der Film über die deutsche Touristin mit dem Fahrrad in Stolby nicht gesendet. Es war halt nicht so eine spektakuläre „höher, schneller, weiter“ Story wie von Wolfgang Fasching aus Österreich. Ich konnte keine solche Zahlen wie 21 Tage x täglich 470 Kilometer = 10.000 Kilometer und vielleicht noch essen, Zähne putzen und schlafen auf den Fahrrad bieten.
Noch mehr zum „Weichei“ bin ich geworden, als ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie die Leute in Stolby auf den Felsen herum turnen. Dieses Video spiegelt dies haargenau wider. Musst du dir unbedingt ansehen:
http://www.youtube.com/watch?v=lwCyM84HCcA
Beste Grüße, besonders auch an Simona sendet euch
Heike