Science of life

Im Kaufhaus der unbegrenzten Möglichkeiten

Ich liege auf der Behandlungsliege, schließe die Augen, spüre das wohltuende, gut riechende Öl auf der Haut und genieße die Berührung der massierenden Hände von Frau Dr. Scasiga. In meinem Kopf befindet sich ein Gedankenwust. Täglich schäle ich diesen wie eine Zwiebel Schicht für Schicht, um an den Kern zu kommen. Der Höhepunkt war zweifellos das Treffen mit meinen Liebsten. Überwältigt vom Glück der Wiedersehensfreude steuerten wir gemeinsam ins neue Jahr. Nun gilt es, im Kaufhaus der unbegrenzten Möglichkeiten herauszufinden, wohin die Weiterreise gehen soll. Ich gehe täglich darin spazieren, sortiere das Angebot gedanklich, recherchiere im Internet und erstelle mir so einen Einkaufszettel. Es locken „Sonderangebote“ wie eine Einladung nach Hong Kong und die Empfehlung für Thailand, aber auch die Vorstellung mal einen richtigen sibirischen Winter am Baikalsee genießen zu können  😉

Panchakarmakur

Damit ich mehr Klarheit bekomme sowie innerlich + äußerlich gereinigt ins neue Jahr starten kann, führe ich 14 Tage im Ayurveda Spa vom Ypsylon Resort eine Panchakarmakur durch. Die täglichen fünf Behandlungen beginnen mit Akupunktur. Dabei liege ich auf dem Rücken und fühle mich wie ein Stachelschwein, nur dass sich die Stacheln bei mir auf dem Bauch und an Armen + Beinen befinden.

Kopfmassage, Stirnölguss, Shirowasty Head dienen dazu den Kopf frei zu kriegen. Gesichtsmassage zum klarer Sehen, bei der Fussmassage werden alle Organe angeregt besser zu arbeiten. Bei der Ganzkörpermassage bin ich eine Ölsardine auf dem Servierbrett. Für die Gelenke gibt es Thermomassage, die Sauna im Schwitzkasten dient zum Fett verbrennen. Täglich werden die Fettpolster am Bauch behandelt mit einer speziellen Bauchweg Massage oder Kräuterwickel. Am Ende erhalte ich ein in Zentimeter und Gramm messbares Ergebnis meiner zeitlichen und finanziellen Investition.

Die drei ayurvedischen Mahlzeiten werden von Amil Luna´s Mutter gekocht und dann von einem singhalesischen „Dabbawalla“ geliefert und erinnert mich sehr an den indischen Kinofilm „Lunchbox“ von dem Regisseur Ritesh Batra. Welches auf dem weltweit einzigartigen Lieferservice der Dabbawallas basiert, die seit über 100 Jahren in Mumbai die arbeitende Bevölkerung in der Mittagspause mit frischem Essen versorgen. Jeden Tag holen sie bis zu 200.000 Lunchboxen in speziellen Großküchen oder zu Hause bei den Ehefrauen ab, liefern sie an die Empfänger und transportieren dann auch die leer gegessenen Boxen wieder zurück. Statistisch gesehen unterläuft ihnen nur bei jeder sechsmillionsten Lieferung ein Zustellungsfehler!

Ich besuche die Köchin und versuche hinter die Rezepte der Curry´s und frischen Salate zu kommen. Die einheimischen Kräuter, das Gemüse sind mir unbekannt oder wachsen nur im tropischen Klima. Hier mal ein Rezept mit Blätter vom Indischen Currybaum:

Kokosnuss-Chutney

100 g Kokosraspel oder frische Kokosnuss
1 kleine grüne Chili, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
ca. 2 cm frische Ingwerwurzel
2 – 4 ganze Curryblätter, Stiel entfernen
150 ml Kokosmilch aus der Dose
Limettensaft nach Belieben, Salz.

Alle Zutaten im Mixer fein mixen. Konsistenz mit Kokosmilch bzw. Kokosraspel regulieren. Das Chutney sollte nicht zu flüssig und vor dem Servieren gekühlt sein. Passt zu Linsengerichten (Dhal), ist aber auch lecker als Brotaufstrich.

Ayurveda

Wörtlich übersetzt bedeutet Ayurveda Lebenswissenschaft. Der Begriff stammt aus dem indischen Sanskrit und setzt sich aus den Wörtern Ayur (Leben/Life) und Veda (Wissenschaft/Science) zusammen. Ayurveda ist eine Kombination aus Erfahrungswerten und Philosophie, die sich auf die für menschliche Gesundheit und Krankheit wichtigen physischen, mentalen, emotionalen und spirituellen Aspekte konzentriert. Dadurch hat Ayurveda einen ganzheitlichen Anspruch.

Zentrale Elemente des Ayurvedas sind:

  • Ayurveda-Massage- und Reinigungstechniken
  • die Ernährungslehre
  • spirituelle Yogapraxis
  • Pflanzenheilkunde

In der Typologie spricht man von drei unterschiedlichen Lebensenergien:

  • Vata (Wind, Luft und Äther), das Bewegungsprinzip
  • Pitta (Feuer und Wasser), das Feuer- bzw. Stoffwechselprinzip
  • Kapha (Erde und Wasser), das Strukturprinzip

Der Arzt stellt das aktuelle Verhältnis der Lebensenergien zueinander mittels Blickdiagnose, Befragung und der ayurvedischen Pulsdiagnose fest. Mit Hilfe dieser Information wird die für diesen Patienten angezeigte Therapie bestimmt. Sri Lanka ist das einzige Land der Erde, welches Ayurveda als komplettes Gesundheitssystem staatlich anbietet. Hier müssen Ayurveda Ärzte, ebenso wie westlich ausgebildete Mediziner, fünfeinhalb Jahre lang studiert haben, um danach ein Staatsexamen in ayurvedischer Heilkunst abzulegen. Es ist ein eigener, vollständiger Studiengang (B.A.M.S. die Abkürzung für Bachelor of Ayurvedic Medicine and Surgery, Ayurvedacharya-Kurs) und wird an mehreren sri lankischen Universitäten gelehrt. Er beinhaltet viereinhalb Jahre Studium und ein praktisches Jahr in dem der Bildungsinstitution angegliederten Krankenhaus.