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Mongolei: wildes weites Land voller Farben froher Klänge

In 24 Stunden ist man von Ulan Ude (Russland) mit dem Zug in der Hauptstadt der Mongolei in Ulaanbaatar (UB). Wobei dieser davon mindestens 10 Stunden an der Grenze und auf der Strecke herum steht. Der Zeitunterschied nach Hause beträgt jetzt 7 Stunden. Ich stelle meine Uhren auf mongolische Zeitzone. Am Bahnhof erwartet mich der Fahrer vom „UB Guesthouse“, wo ich mich für zwei Nächte einquartiert habe. Das Bett im Sechsbettzimmer für eine Nacht inklusive ein kleines Frühstück mit Toastbrot, Butter und Marmelade sowie Kaffe und Tee kostet 8 US $ das entspricht 15.920 Mongolische Tugrik (MNT). Für 1 € bekomme ich 2.172 MNT.

Zwei Tage benötige ich um einiges zu organisieren. Zuerst möchte ich mein Touristenvisum um 14 Tage verlängern. Wir Europäer können uns 30 Tage kostenfrei in der Mongolei aufhalten. Wird die Zeit überschritten, braucht man eine Genehmigung. Die bekommt man bei der Immigrationsstelle in der Nähe vom Flughafen. Man muss dafür einen Brief in englisch schreiben und begründen, warum man eine Verlängerung haben will, dazu gibt man eine Kopie vom Reisepass + der Seite vom Einreisestempel, ein Passfoto, ein Formular ab und bezahlt 2 US $ pro Tag Verlängerung an der Kasse. Die Ausstellung erfolgt normal innerhalb von 24 Stunden. Hat man keine Zeit, zahlt man das Doppelte und kann darauf gleich warten. UB ist groß und der Verkehr noch größer. Ich benötige Stunden um von A nach B zu kommen. Ich besorge mir ein Busticket für die Weiterreise mit dem Linienbus in die Wüste Gobi. Der Abfahrtsort ist jedoch genau auf der anderen Seite der Stadt. So fahre ich noch dort hin, damit ich weiß wo er ist und welcher Bus dort hin fährt. Die Rückfahrkarte nach Russland muss ich in Auftrag geben. Der Service, dies für mich zu erledigen, während ich reise, wird vom Guesthouse für 10 US $ angeboten. Die Zugticketpreise von der Mongolei ins Ausland sind enorm günstig! Ich besuche noch die Touristeninformation und bekomme Tipps, was wie, wo und wann zu sehen ist. Suche verzweifelt einen überall angepriesenen „Map Shop“, den ich dann am zweiten Tag nach mehreren vergeblichen Anläufen endlich gefunden habe. Kaufe Karten von den Gegenden wo ich hin fahren möchte. Gehe noch zum Markt und kaufe Lebensmittel ein für die lange Fahrt. Am Abend stimme ich mich auf das wilde weite Land voller Farben froher Klänge bei einer mongolische Folklore Veranstaltung ein. Ich bin überwältigt von der mongolischen Kultur mit ihren schicken Kostümen, Kehlkopfgesang Liedern, der Akrobatik und den beeindruckenden Maskentänzen. Jetzt kann es los gehen – Mongolei ich komme!

Aller Anfang ist schwer …

Meine Nachbarin Annegret erzählte mir von einem Film von ARTE über das Fasten. Darin geht es um eine Langzeitstudie der Russen, die einzigartig ist auf der Welt. Auch das es ein Sanatorium am Ostufer des Baikalsees gibt, die diese Methode des „Gesundwerdens“ seit Jahrzehnten praktiziert. Dieser Film hat mich sehr beeindruckt und ist lohnenswert, sich einmal anzusehen:

Und so dachte ich, wenn ich schon mal in der Gegend bin, möchte ich den Jungbrunnen der Gesundheit im Sanatorium in Goryachinsk selbst erleben. Außerdem habe ich es satt weiter mit diesem „Hüftgold“ herum zu rennen und so viel zu wiegen wie kurz vor der Geburt von Steffi. Mein Trekkingrucksack ist schwer genug und die über 20 Kilo „Übergewicht“ reichen mir, wenn ich sie ab und zu mal auf- und wieder absetzen kann!

vorne und hinten zu viel Ballast

vorne und hinten zu viel Ballast – im Nationalpark Stolby 2014

Im Hostel „Baikaler“ in Irkutsk hilft mir Zhenja dabei telefonisch heraus zu finden, was ich alles benötige, um im Sanatorium aufgenommen zu werden. Ein privates Labor ist schnell gefunden. Dima begleitet mich als Dolmetscher. Einen Tag später habe ich alle Werte der biochemischen und normalen Blutuntersuchung, Urin, EKG und Ultraschall der Organe in der Tasche. Mit der Einweisung und entsprechenden Diagnose meldet Zhenja mich in Goryachinsk an. Die Ärztin vom Sanatorium fragt, wie die Verständigung vonstattengehen soll. Ich gebe Zhenja und Dima an, die ich mit einer russischen Simkarte anrufen kann. Sie ist einverstanden. Ich darf kommen 😉 DSC07228

Goryachinsk ist bekannt für seine 54 Grad heissen Quellen. Das Sanatorium wurde 1810 gegründet und bietet seit Jahrzehnten das Heilfasten als Therapie für die verschiedensten Erkrankungen an. Es ist wie eine Zeitreise. Man muss ihn schon mögen diesen russischen Nostalgie Charme, ansonsten fühlt man sich hier nicht wohl. Aber die Mitarbeiterinnen geben sich sehr große Mühe und gehen gern auf Extrawünsche ein. Es werden ganz verschiedene Behandlungsmethoden angeboten. Ich wähle das Standardprogramm wie tägliche Arztgespräche und Einläufe, Biochemische, normale Blut- u. Urinuntersuchung, tägl. Sauna u. Massage und Nutzung der Fitneßgeräte. Inklusive Übernachtung und 7 Tage Schonkost habe ich für die 16 Tage Kur nach dem derzeitigen Kurs rund 500 EUR bezahlt. Das sind gegenüber den Einheimischen rund 8 % mehr, die man als Ausländer zahlt. Man kann aber auch einzelne Pakete dazu oder abwählen. Spezialbehandlungen bezahlt man extra. Im Ort haben sich ebenso ein neues tibetisches Heilzentrum etabliert und einige Heilmediziner nieder gelassen. Die man ebenfalls konsultieren kann.

… durchzuhalten um so mehr

Es ist nicht leicht zu fasten, keineswegs!
Ich würde niemanden raten einen Selbsttest im Alleingang zu probieren. Ausgenommen man hat reichlich Erfahrung und kann mit den Veränderungen im Körper umgehen und weiß dann auch noch bei Problemen was zu tun ist. Zu viel passiert bei diesem Umstellungsvorgang. Von großen Vorteil ist es, eine Ärztin in der Nähe zu wissen, die man 24 Stunden erreichen kann, wo man sich auch noch sehr gut aufgehoben fühlt. Sie strahlt Ruhe, Kompetenz, Erfahrung und eine gewisse Altersweisheit aus. Sie ist eine Burjatin und hat wohl schon viele Dienstjahre hinter sich.

Darstellung der Behandlungsmethoden

Darstellung der Behandlungsmethoden

Ich wohne mit Olga im Zimmer. Sie ist 38, kommt aus Irkutsk, arbeitet bei der größten Bank Russlands, ist verheiratet und hat einen 18 jährigen Sohn. Leider kann sie kein englisch. So „unterhalten“ wir uns über google translat. Wir tauschen unsere Befindlichkeiten aus und sie hilft mir dabei mich im Sanatorium zurecht zu finden oder Termine für Behandlungen zu reservieren. Abgesehen von zwei Algeriern, die mit einer Dolmetscherin hier sind, bin ich die einzige Ausländerin. Ich bin sehr froh nicht alleine zu sein. Wir beide haben die gleichen Interessen wie Yoga, lesen (kein fernsehen!), spazieren gehen und meditieren. Als sie abfährt, liegen wir uns mit Tränen in den Augen in den Armen. Bei der kleinen Masseurin mit ihren kräftig zupackenden Händen bedanke ich mich mit Tee, Konfekt und einer Ansichtskarte von Dresden für ihre tolle Arbeit. Sie ist schier außer sich vor Freude und kriegt sich fast nicht wieder ein. Hier scheint eine Schachtel Pralinen noch etwas zu bewirken 😉

Wer möchte kann sich auch anderweitig die Zeit vertreiben. Im Gelände befindet sich ein Spielplatz, ein Park mit heißer Quelle und ein Klub mit Bibliothek, ein kleines von Schülern liebevoll gestaltetes Heimatmuseum, Tischtennisplatten und ein Billardtisch sowie ein Kulturraum wo Veranstaltungen wie Tanzabende oder Folkloreabende statt finden. In die nähere Umgebung werden Ausflüge angeboten.

aber zum Schluss geht es viel leichter weiter!

Die Zeit des Fastenbrechens beginnt. Sanft weckt man die Organe am ersten Tag mit 600 ml Brei auf sechs Mahlzeiten verteilt aus ihrem Urlaub. Ganz allmählich steigert man täglich die Essensmenge und damit auch die Kalorien. Dabei isst man hauptsächlich dünne Gemüsesuppe, Buchweizen- oder Haferschleim, gekochtes Gemüse, Back- oder Trockenobst um die Darmtätigkeit anzuregen und trinkt ausschließlich Tee oder Wasser. Jeder Bissen wird dabei 33 Mal gekaut, auch die Suppe! Salz, Zucker, Kaffee, fettige Speisen oder gar Fleisch sind in der ersten Zeit tabu. Mindestens die Hälfte Zeit die man gefastet hat, sollte man danach Diät halten, sonst läuft der Körper Amok!

100 g Gemüse, Obstsalat zum Abendessen

100 g Gemüse, Obstsalat zum Abendessen

Im Speisesaal lerne ich Tamara näher kennen. Sie ist zum dritten Mal hier. Muss fasten oder Diät einhalten, weil sie an Arthrose erkrankt und dadurch schmerzfrei ist. Sie ist 55 Jahre alt, Seismologin im Tzunami Center für hydrometrologischen Service und kommt von der Insel Sachalin. Sie freut sich sehr, sich mit mir in englisch unterhalten zu können. Sie reist nur in ihrem eigenen Land und möchte daher bei unseren gemeinsamen Spaziergängen am liebsten alles von mir wissen.

mit Tamara und Pótr

mit Tamara und Pótr

Jetzt packe ich jedoch meine „sieben“ Sachen und ziehe weiter. Zurück mit dem Bus nach Ulan Ude und nächste Woche ins Abenteuer:   Mongolei. Dort möchte ich mir ein paar Highlights ansehen und wenn möglich in das Nomenleben eintauchen. Wie ich eine „fettarme“ Ernährung beibehalten kann, in dieser gemüsefreien Zone, weiß ich noch nicht. Hier ist Hammelfleisch das Grundnahrungsmittel und die Eckpfeiler der Diät sind vor allem Fett.

Eins weiß ich jedoch mit Sicherheit: Mit weniger Gewicht weiter zu ziehen, ist das schönste Geschenk, was ich mir in diesem Jahr selbst machen konnte 😉

Anmerkung: Hallo Annegret, ich muss dich leider enttäuschen. Die schicken „Häubchen“ haben die Schwestern nur für den Film auf.

Frühlingserwachen in Sibirien

Der Bär ist los

Nach unserer schönen „Eingehtour“ buche ich den Guide Dima für eine Bergwanderung ins Khamar Daban Gebirge. Mit dem Auto fahren wir von Irkutsk nach Sludyanka und stellen es an der Bergrettungsstation ab. Wir füllen unsere Rucksäcke mit Proviant für die nächsten drei Tage und auf geht´s in die Berge. Immer am Fluss Sludyanka entlang, den wir insgesamt elf Mal überqueren müssen, gehen wir 20 Kilometer weit und steigen dabei 800 Meter in die Höhe. Gleich auf den ersten Kilometern entdecken wir erste Bärenspuren im Schnee. Ich stelle meinen Fuß daneben. Dima meint es sei noch ein kleiner Bär. Letztes Jahr wurde eine Bärin in den Bergen erschossen, weil sie zu nah an die Hütten kam. Der Bär ist also schon aufgewacht 😉 Nach sechs Stunden erreichen wir unser Tagesziel: die Meteostantsiya. Wir beziehen eine einfache Hütte mit Ofen (Bullerjan), Nachtlager und kleiner Küche, schmelzen Schnee, um mit dem Wasser das Abendessen zu kochen. Gemütlich geht ein anstrengender aber schöner Tag zu Ende.

Entlang der alten Poststraße

„Morgenstund hat Gold im Mund“ … Eigentlich kann mich der frühe Vogel mal, aber Dima drängelt zum Aufstehen. Zu schön ist das Wetter, als dieses in den Bergen zu verschlafen! Gleich nach dem Frühstück und der Morgentoilette soll es hinauf in die Berge gehen. Fast 900 Höhenmeter sind dafür zu bezwingen. Die Aussicht ist grandios. Die Berge rings herum sind ein Eldorado für Skitourengeher. Leider habe ich solche Ausrüstung nicht dabei. Aber ich könnte mir vorstellen, nicht das letzte Mal hier zu sein.

Khamar Daban Gebirge

Khamar Daban Gebirge

Auf den Bergen liegt noch über einen Meter Schnee. Dies wird immer an der Wetterstation gemessen und aktuell ins Internet gestellt. Die Sonne meint es heute gut mit uns. Dima gibt mir eine Skibrille, damit ich nicht schneeblind werde. Oberhalb der Baumgrenze weht ein kräftiger Wind. Wir steigen ein paar Höhenmeter wieder hinab und Dima möchte mir die alte Poststraße zeigen. Früher sind hier einmal Kutschen gefahren und haben die Post von Irkutsk über Sludyanka in die Mongolei transportiert. Dieser Weg ist jedoch in diesem Winter kaum begangen, so dass es keinen Trampelpfad gibt und wir zum Teil bis zum Bauch einsinken. Ein Vorwärtskommen scheint unmöglich. Am Wegesrand entdecken wir Schneehöhlen. Hier hat anscheinend der Bergrettungsdienst geübt. Dima klettert einmal hindurch und hat seinen Spaß dabei. Als es unmöglich wird weiter zu gehen, beschließen wir ein Sonnenbad im Schnee zu nehmen. Für den Abstieg habe ich Mülltüten dabei. Die restlichen fast 700 Höhenmeter rutschen wir im Sturzflug den steilen Hang hinab. Die Vorfreude auf den warmen Ofen, lassen uns die klitsch nassen Hosen vergessen. Der Muskelkater im Hintern erinnert mich jedoch noch tagelang daran :-(

Typisch Russland

Wir verabschieden uns beim Jäger in der Meteostantsiya. Am Eingang stehen selbst gebaute Skier aus Birkenholz. Damit geht er im Winter jagen. Die Jäger in Sibirien bekommen eine Prämie für jeden Tod geschossenen Wolf. Die Wölfe sind zu gefährlich für die Bauern. Sie fressen ihr Vieh. Ich wollte noch wissen, mit was für ein Fell die Skier bespannt sind. Erst meinte der Jäger es sei ein sibirischer Zobel. Das weiche Gold Sibiriens. Wahrscheinlich weil er sah, dass ich eine Touristin bin. Dann verbesserte er sich und murmelte etwas vom Hund. Diese Skier sind also mit Hundefell bespannt. Anders als in Deutschland sind Hunde in Russland auch Nutztiere oder werden sogar von sehr armen Leuten gegessen. Es soll sehr gut helfen bei Erkältungen.

Skier aus Birkenholz mit Hundefell bespannt

Skier aus Birkenholz mit Hundefell bespannt

Wir steigen schnell das Tal hinab. Ich möchte mir noch das Mineralmuseum anschauen. Es ist eine private Sammlung eines Geologen in Sludyanka. Griesgrämig öffnet uns die Frau und fragt: wie viele? Danach kommt ein NET mit der Begründung: nur für Gruppen geöffnet. Wir dürfen also nicht hinein. Dima meint, die Familie sei für ihre Unfreundlichkeit bekannt. Dafür war der Empfang im Hostel bei Anja um so wärmer und herzlicher. Hier habe ich im vergangenen Jahr gewohnt. Anja wusste sogar noch meinen Namen. Ich hatte ein paar Kleinigkeiten für die Jungs mit. Wir blieben zum Tee. Mit Süßigkeiten und Geschenken überhäuft fuhren wir wieder zurück nach Irkutsk.

Der Baikalsee zeigt mir seine kalte Schulter

Ich möchte raus aus der Stadt Irkutsk und fahre mit der Marschrouta – einem Kleinbus nach Listwjanka. Dort quartiere ich mich ins Hostel ein, bestelle die Banja (russische Sauna) für den Abend und genieße geräucherten Omul (ein Lachsfisch der ausschließlich im Baikalsee lebt) und Bier am Ufer des zugefrorenen Baikalsees. Am Wochenende 11. und 12. April 2015 ist Ostern in Russland. Sehr viele Leute feiern dies, in dem sie an den Baikalsee fahren zum Picknicken. Sie sitzen wie ich am Ufer oder genießen einen Ausflug mit einem Luftkissenboot über den zugefrorenen See.

Listwjanka vom Baikalsee aus

Listwjanka vom Baikalsee aus

Ich spaziere auf dem zugefrorenen Baikalsee herum. Es weht ein eisiger Wind. Die Kälte vom Eis steigt in mir hinauf in alle Glieder. Eigentlich war mein großer Traum einmal über den Baikalsee vom West- zum Ostufer zu laufen. 40 Kilometer Eistrekking mit Zelten darauf. Bei dem Gedanken friert es mich noch mehr. Für manche Träume ist es wohl besser, wenn man sie weiter träumt 😉

Blick zum Ostufer

Blick zum Ostufer

Am Abend genieße ich zwei Stunden Banja mit Birkenrute und schickem Banjahut. Da möchte ich unbedingt noch welche kaufen davon! Den nächsten Tag steige ich wie viele andere Wochenendausflügler auf den Aussichtsberg von Listwjanka. Von oben kann man sehen, dass die Angara nie zufriert und Sibirien so langsam aus dem Winterschlaf erwacht. Das sicherste Anzeichen dafür ist, dass die Möwen zum Baikal zurück gekehrt sind.Blick auf die Ankara u. Port Baikal